Stromanbieter in der Krise: Neukundenverträge extrem teuer

Die hohen Strompreise belasten immer mehr Stromanbieter. Versorger werden von den explodierenden Einkaufspreisen in die Knie gezwungen und stellen die Strombelieferung ein. Hier sind jetzt die örtlichen Grundversorger in der Pflicht, denn hunderttausende Kunden sind auf der Suche nach einem neuen Stromanbieter.
Doch wer heute auf eines der Vergleichsportale schaut, traut seinen Augen kaum. Der Strompreis für Verbraucher hat bei einigen Anbietern bereits die 100-Cent-Marke erreicht. „Günstige Angebote“ sind selten unter 40 Cent zu bekommen.
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Warum sind die Preise der Stromanbieter aktuell so hoch?
Es scheint fast unmöglich, hunderttausenden Neukunden, die momentan in die Ersatzversorgung rutschen, die gleichen Konditionen wie den Bestandskunden anzubieten. Die Grundversorger [egal ob ein großer Konzern wie E.on oder ein kleines Stadtwerk] planen den Einkauf der Strommengen oft viele Jahre im voraus und verhandeln gute Preise. Wenn ein Unternehmen pötzlich ungefragt 10.000 neue Kunden bekommt, muss die benötigte Strommenge bereitgestellt werden – so will es das Energiegesetz. Der Grundversorger muss den zusätzlich benötigten Strom nun zu sehr hohen Preisen beschaffen. Das führt dazu, dass Tarife in der Ersatzversorgung oder Grundversorgung momentan oft zu extrem hohen Preisen angeboten werden [70 bis 80 Cent pro Kilowattstunde sind an der Tagesordnung, die Stadtwerke Gütersloh berechnen 92 Cent]. 260 Grundversorger haben bereits neue Tarife ausschließlich für Neukunden eingeführt. Die Tarife sind durchschnittlich 106 Prozent teurer als die „normale Grundversorgung“.
Wie errechnet sich der hohe Strompreis?
Die Energiepreise an den Märkten kennen derzeit keine Obergrenze. Am Spotmarkt, wo viele Discounter ihre Stromkontingente kurzfristig einkaufen, stieg der Preis am Dienstag [21.12.2021] auf über 500 Euro pro Megawattstunde. EPEX Spot
Linda Marie Holm, Redakteurin bei Strom-Report.de rechnet vor: „Müsste ein Stromanbieter diese 500€ pro Megawattstunde an seine Kunden weiterreichen, wären das allein 50 Cent pro Kilowattstunde für die reinen Energiekosten. Dazu kämen circa 16 Cent pro Kilowattstunde für Netzentgelte und Abgaben und weitere 12,6 Cent Mehrwertsteuer. Der Stromanbieter müsste seinen Kunden unter diesen Voraussetzungen einen Verbrauchspreis von 79 Cent pro Kilowattstunde in Rechnung stellen.“ Strompreiszusammensetzung
Strompreise steigen – wer nimmt noch Neukunden?
Auf den Seiten vieler Stromanbieter wird man aktuell von einem freundlichen Hinweis begrüßt, man überarbeite die Tarife und könne daher kein Angebot unterbreiten. In vielen Fällen funktionieren die Bedienelemente einfach nicht mehr (Button „Tarife anzeigen“ ohne Funktion z.B. Fuxx, Strogon).
Strom-Report hat nachgefragt, welche Stromanbieter Neukunden akzeptieren und der Wechsel derzeit unbeschränkt möglich ist. Wir wollten ebenfalls wissen, ob noch bezahlbare Stromtarife angeboten werden. Sie finden eine aktualisierte Liste etwas weiter unten.
Hinweis der Redaktion: Stromkunden sollten vorsichtig bei der Auswahl des neuen Anbieters sein. Niedriges Insolvenzrisiko und kundenfreundliche Geschäftsbedingungen sind dieser Tage gefragt. Aber nicht jeder günstige Stromanbieter arbeitet mit fragwürdigen Geschäftspraktiken. Hinter vielen günstigeren Marken verbergen sich größere Konzerne, wie etwa E.on mit „E wie einfach“. Stromanbieter und Ihre Marken
Diese Stromanbieter akzeptieren Neukunden in der Energiekrise
Diese Stromanbieter nehmen ausdrücklich noch Neukunden an: Polarstern Energie, NaturStrom, E wie Einfach, E.on, Lichtblick, EnBW, Vattenfall und EWE.
Neuer Stromanbieter gesucht: Durchschnittlicher Preis für einen Neukundenvertrag bei einem seriösen Stromanbieter. [Stand: 29.12.2021]
Vattenfall Grundpreis 142 € pro Jahr / Verbrauchspreis 32,70 Ct/kWh [Tarif für Ihre PLZ prüfen]
NaturStrom Grundpreis 180,00 € pro Jahr / Verbrauchspreis 37,90 ct/kWh [Tarif für Ihre PLZ prüfen]
LichtBlick Grundpreis 126,00 € pro Jahr / Verbrauchspreis 41,10 ct/kWh [Tarif für Ihre PLZ prüfen]
Yello Grundpreis 139,64 € pro Jahr / Verbrauchspreis 49,96 ct/kWh
E wie einfach Grundpreis 192 € pro Jahr / Verbrauchspreis 39,81 ct/kWh [Tarif für Ihre PLZ prüfen]
EnBW Grundpreis 136,80 € pro Jahr / Verbrauchspreis 48,90 ct/kWh
EWE Grundpreis 105,84 € pro Jahr / Verbrauchspreis 46,30 Ct/kWh
Warum nehmen einige Stromanbieter keine Neukunden an?
Viele Stromkunden, die von einem Lieferstopp oder der Insolvenz Ihres Versorgers betroffen sind, suchen nach einem neuen Stromanbieter, doch in letzter Zeit ist es nicht leicht, als Neukunde angenommen zu werden.
Viele Stromanbieter haben einen kurzfristigen Neukundenstopp eingeführt, um ihre Tarife neu kalkulieren zu können und kehren dann einige Tage später mit einem Angebot auf den Markt zurück.
Diese Tarife spiegeln häufig das hohe Marktpreisniveau wieder. Wenn Sie als Neukunde nur ein sehr hohes Angebot bekommen, ist es sinnvoll über eine Strategie nachzudenken, wie lang Vertragslaufzeit und Preisgarantie bei dem neuen Stromtarif sein sollen.
News aus den Sozialen Netzwerken von Verbraucherschützern
Auch die #Stadtwerke Pforzheim müssen ihren Tarifsplit rückgängig machen. @LichtBlick_de hatte geklagt. Mehr hier, recherchiert von @ZfK1-Kollegen Hans-Peter Hoeren:https://t.co/UxOnwWWDi2
— Andreas Baumer (@andybaumer) February 24, 2022
Auch die #Stadtwerke Pforzheim müssen ihren Tarifsplit rückgängig machen. @LichtBlick_de hatte geklagt. Mehr hier, recherchiert von @ZfK1-Kollegen Hans-Peter Hoeren:https://t.co/UxOnwWWDi2
— Andreas Baumer (@andybaumer) February 24, 2022
Breaking: @MainovaAG passt Arbeitspreise der Neukundentarife in Grund- & Ersatzversorgung auf Niveau der grundversorgten Bestandskundschaft an, hält aber Entscheidung des Landgerichts Frankfurt für falsch & wird Widerspruch einlegen. Gleich mehr bei @ZfK1
— Andreas Baumer (@andybaumer) February 22, 2022
Verkehrte Welt auf Vergleichsportalen @check24de & @Verivox: bestes Stromangebot nicht selten bei deutlich über 40 Ct/kWh, #Eon ganz hinten, vermeintlicher Spar-Fuxx bei 67 Ct/kWh. Und Stadtwerke tauchen meist gar nicht mehr auf. Harte Zeiten für Neukundenhttps://t.co/c0JNLQUp9Q
— Andreas Baumer (@andybaumer) January 5, 2022
Breaking: @vznrw mahnt @Rheinenergie, @WSWWuppertal& #Stadtwerke Gütersloh wg. Aufspaltung Grundversorgungstarife ab. Versorger berechneten nur Kunden, die ab best. Datum in Ersatzversorgung gefallen seien, neue, deutlich höhere Tarife. Reaktionen der #Stadtwerke nachher in @ZfK1
— Andreas Baumer (@andybaumer) January 13, 2022
„Darüber hinaus sehen wir die Energiekartellbehörde NRW in der Pflicht, gegen die deutlich überhöhten Preise vorzugehen“, sagt @vznrw-Vorstand Wolfgang Schuldzinski zu Preisen in der #Grundversorgung bei #Strom in NRW. Presseinfo: https://t.co/vYMh9wFIsL @vznrw_energie @UdoSiev pic.twitter.com/WKgg6TG3mV
— Verbraucherzentrale NRW (@vznrw) January 13, 2022
Breitseite des @bdew_ev-Landesverbands VBEW gegen @bnetza: Grundversorger machen aktuell Job „im Gegensatz zur Bundesnetzagentur“. Preis, den Kund*innen zahlen müssen, „ist auch auf Untätigkeit dieser Behörde zurückzuführen“. Hier mit Reaktion der @bnetza:https://t.co/KdUrwJYUqU
— Andreas Baumer (@andybaumer) January 13, 2022
„interessant“: Stadtwerke Gmünd spalten #Grundversorgung für Haushaltskunden (§ 3 Nr. 22 EnWG) gleich in 3 Neukundentarife mit Diskriminierungskriterium „Verbrauchsmenge“.@bnetza @BMWi_Bund @ZfK1 @zeitung_energie @TspBackgroundEK @energate_news @bdew_ev @VKUonline @bne_news pic.twitter.com/ar4BCVN82p
— Holger Schneidewindt (@cutwindt) January 11, 2022
Stromversorger @enviaM, großer Player in Ostdeutschland, verweigert etwa 19.000 früheren #Stromio-Kunden Aufnahme in die Ersatzversorgung – wegen wirtschaftlicher Unzumutbarkeit. Stattdessen gibt es für die Betroffenen ein Strom-Sonderprodukt. Hier mehr:https://t.co/MP78M8XCv8
— Andreas Baumer (@andybaumer) January 3, 2022
Kurioses am Rande: Versorger #NEW derzeit mit 4 verschiedenen Grundversorgungstarifen, dazu wenige Tage nach Einführung des letzten GV-Tarifs mit fast 1 €/kWh Arbeitspreis plötzlich Preissenkung um 40 Prozent wg. „etwas entspannterer Marktlage“. Schwindelerregend. Mehr bei @ZfK1 pic.twitter.com/qBKw2SEAnH
— Andreas Baumer (@andybaumer) January 7, 2022