Strompreisentwicklung – Strompreise sinken 2023 wieder

Die guten Nachrichten zur Strompreisentwicklung 2023 zuerst. Nachdem die Kosten für eine Kilowattstunde Strom im ersten Quartal 2023 den Rekordstand von 47 Cent erreicht haben, sinken die Strompreise nun deutlich. Der Strompreis für Neukunden beträgt aktuell 29,7 Cent pro kWh.  Trend 2023: weiter abnehmend.

Aktuelle Daten zur Entwicklung der Strompreise für Verbraucher und an der Börse.  Stand: 04.06.2023

Das Wichtigste zur Strompreisentwicklung 2023

  • Die Strompreise an der europäischen Strombörse geben seit Jahresbeginn kontinuierlich nach. Eine Kilowattstunde Strom kostete dort im April im Mittel 101 Euro. Im August waren es noch 470 Euro. [78% gesunken]
  • Die Strompreisbremse deckelt den Strompreis 2023 auf 40 Cent pro Kilowattstunde. Das gilt für 80% des bisherigen Jahresverbrauchs. Die weiteren 20% sowie die Grundgebühr werden nach Stromtarif des Anbieters abgerechnet.
  • Verbraucher können inzwischen wieder günstigere Stromtarife bekommen, die weit unterhalb der Preisbremse liegen. Aktueller Strompreis: 29,7 Cent pro kWh
  • Anzahl der Strompreiserhöhungen sind seit Januar rückläufig, erste Versorger senken die Strompreise wieder
  • Der Strompreis für Haushalte war im 1.Quartal 2023 um 27% teurer als 2022
  • Stromerzeugerkosten sind um 72% gestiegen, Netzentgelte um 18%
  • Steuern und Abgaben sind um 14% gesunken
  • Preiserhöhungen sowohl beim kWh-Preis als auch beim Grundpreis sind 2023 nur eingeschränkt möglich [Missbrauchsverbot bei Strompreisbremse]

Strompreise aktuell: So viel kostet die Kilowattstunde

Strompreis 2023 Altverträge: 42 ct|kWh *
Strompreise aktuell Neuverträge: 29,7 ct|kWh **
Strompreis 2023 Preisdeckel: 40 ct|kWh ***
Preis Strombörse Mai: 82 €|MWh ****

Stand Mai 2023* Ø aller Haushalte in Deutschland, Wert aus Grundpreis & Arbeitspreis BDEW, ** Verivox, Check24 04.06.2023, *** für 80% des Stromverbrauchs, ****EPEX Spot
Strompreis aktuell. So viel kostet die Kilowattstunde Strom Strompreis aktuell. So viel kostet die Kilowattstunde Strom [Mai, 2023]

Entwicklung der Strompreise 2023: Hintergrund, Anstieg & Prognose

Strompreisentwicklung bis 2023 Chart
Grafik: 10 Jahre Strompreisentwicklung in Deutschland

Die Strompreise in Deutschland haben im 1. Quartal 2023 den Rekordwert von 46,9 Cent pro Kilowattstunde erreicht und befinden sich nun wieder im Abwärtstrend. Anfang April lag der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden bereits wieder bei 44 Cent|kWh bei Bestandsverträgen. Die Kilowattstunde für Neukunden kostet derzeit durchschnittlich 29,7 Cent.

Dazu beigetragen haben die Strompreisbremse und sinkende Preise im Großhandel.

Beim Thema Strompreisentwicklung vermissen die meisten Verbraucher klare Antworten. Sie wissen nicht, was auf sie zukommt, warum der Strom so teuer ist und ob Strom 2023 wieder billiger wird. Auch die Strompreisbremse sorgt für Verwirrung. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Erhöhung der Strompreise 2023. Die Entwicklung bisher:

Obwohl fast alle Stromversorger bereits im Laufe des vergangenen Jahres die Preise erhöht hatten, wurden zum Jahreswechsel in weiteren 608 Fällen die Strompreise erhöht. Im Schnitt betragen die Preiserhöhungen 60% und betreffen knapp 7,4 Millionen Haushalte. Das bedeutet für eine vierköpfige Familie eine zusätzliche Belastung von durchschnittlich 768 Euro pro Jahr bei einem Stromverbrauch von 4.000 kWh.

Die Entwicklung bei den Preiserhöhungen ist leicht rückläufig. Seit Januar 2023 haben 85 Stromanbieter ihre Preise für 4,9 Millionen Haushalte erhöht. Die Preisanpassungen liegen im Mittel bei nur noch 24%. Weil die Energiepreise im Großhandel zuletzt gefallen sind, kündigen im selben Zeitraum 102 Stromversorger Preissenkungen für ca. 3,3 Millionen Haushalte an. Diese liegen im Schnitt bei 5%.

In der Grundversorgung liegen noch 76% aller Stromtarife oberhalb der Preisbremse. Ein 4-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh wird in der Grundversorgung durch die Preisbremse im Schnitt um 172 € im Jahr entlastet.

Was tun gegen die Strompreisentwicklung?

Die meisten Haushalte haben die Strompreisentwicklung der vergangenen 12 Monate zu spüren bekommen. Viele Verbraucher sind zum Grundversorger gewechselt, weil diese zwischendurch niedrigere Preise anboten. Doch mittlerweile bieten auch die alternativen Stromanbieter wieder günstige Stromtarife an. Laut Meldungen der Stromvergleichsportale lagen Ende Mai mehr als 88% der angebotenen Stromtarife unterhalb der Preisbremse. Der Wechsel aus der nun teureren Grundversorgung zu einem der 10 günstigsten Alternativanbieter würde zusätzlich zur Preisbremse noch 409 € Ersparnis bringen [bei 4.000 kWh Stromverbrauch/Jahr]. Lassen Sie sich die Liste aller günstigen Tarife für Ihren Wohnort anzeigen.

Warum ist Strom so teuer geworden?

Entwicklung der Strompreise Börse 2022 2023
Deutsche Strompreise an der Börse EPEX Spot 04.06.2023

Den größten Einfluss auf die Strompreisentwicklung 2023 haben die Börsenstrompreise. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind die Strompreise im Großhandel stark gestiegen, denn der Mangel an Erdgas trieb die Einkaufspreise an den Strombörsen in utopische Höhen [Warum?]. Die Megawattstunde kostete in der letzten Augustwoche 2022 im Schnitt 586 € [= 58,6 Cent|kWh].
Die enorm gestiegenen Großhandelspreise spiegelten sich mit leichter Verzögerung auch in den Strompreisen für Verbraucher wieder. Die Folge waren deutschlandweite Preiserhöhungen von über 60%.
Durch die sich entspannende Situation am Gasmarkt sinken parallel dazu die Strompreise an der Börse wieder. Auch die kontinuierlich steigende Einspeisung aus Erneuerbaren Energien führt zu Entspannung an der Strombörse. Die durchschnittlichen Strompreise am Strommarkt waren in der ersten Juniwoche 2023 mit 63 Euro pro Megawattstunde  im Vergleich zum Juni 2021 [66 €] deutlich niedriger. Markt-Analysten sehen daher bei der Strompreisentwicklung 2023-2024 ein stabileres Preisniveau mit leichtem Abwärtstrend.

Interaktives Chart: Preisentwicklung an der Strombörse 2021, 2022, 2023 EPEX SPOT

Merit Order. Was hat der Gaspreis mit dem Strompreis zu tun?

Mit dem Anstieg der Gaspreise steigen auch die Kosten für die Stromerzeugung in Gaskraftwerken. Doch die extremen Preissprünge am Strommarkt liegen am Merit-Order-Verfahren, nach dem die Strompreise im Stromgroßhandel entstehen. Das Kraftwerk mit den höchsten Erzeugerkosten, das noch gebraucht wird, um den Strombedarf zu einem bestimmten Zeitpunkt zu decken, bestimmt den Strompreis. Alle anderen Anbieter [Kohle, Atom, Öko…] bekommen denselben Preis, auch wenn sie den Strom viel günstiger produzieren können. Ja, durch diese Regelung entstehen die hohen Preise.

Warum sinkt der Strompreis für Verbraucher so langsam?

Die Preisanstiege am Strommarkt im vergangenen Jahr waren extrem. Sowohl für kurzfristig benötigte Strommengen als auch für Strom, der für 1-2 Jahre im Voraus eingekauft wird. Die meisten Stromanbieter [insbesondere Grundversorger] mussten die heftigen Preisspitzen zwar nicht 1:1 an ihre Kunden weitergeben, weil sie eine langfristige Beschaffungsstrategie verfolgen und noch günstigere Strommengen vorrätig hatten. Doch diese Einkaufsstrategie ist auch der Grund, weshalb sie die aktuellen Preissenkungen nicht sofort berücksichtigen können. Alternative Stromanbieter mit kleinerem Kundenstamm können flexibler reagieren und jetzt durch sinkende Großhandelspreise bessere Neukundenangebote machen.

Für Verbraucher, die etwas gegen ihre hohen Strompreise unternehmen wollen, lohnt sich ein genauer Blick in den Vergleichsrechner, denn im Schnitt kostet 1 kWh Strom aktuell 29,7 Cent für Neukunden. Vorsicht bei Discounter-Schnäppchen!

Strompreisentwicklung: Wie funktioniert die Strompreisbremse?

Ab März und rückwirkend für Januar und Februar gilt die Strompreisbremse. Mit der Strompreisbremse werden 80% des bisherigen Stromverbrauchs auf einen Arbeitspreis von 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt, inklusive Steuern und Abgaben. Alles was darüber liegt, rechnet  der Stromanbieter zum vertraglich vereinbarten Strompreis ab. Der monatliche Grundpreis ist nicht inbegriffen.

Diese Maßnahme der Bundesregierung soll die Haushaltskasse entlasten und hat sich bereits positiv auf die Strompreisentwicklung für Endverbraucher ausgewirkt. Der Staat zahlt die Differenz zwischen dem Vertragspreis und der Preisbremse an den Stromanbieter. Dieser muss den Rabatt automatisch weitergeben, monatlich abrechnen und auch den Abschlag anpassen korrigieren. Ein Haushalt in der Grundversorgung mit einem Stromverbrauch von 4.000 kWh im Jahr wird durch die Preisbremse im Schnitt um 172 € im Jahr entlastet.

Weitere Informationen zur Entwicklung gibt es bei der Verbraucherzentrale: Strompreisbremse, Härtefallfonds: FAQ zur Energiekrise

Prognose zur Entwicklung der Strompreise 2023

Ein überdurchschnittlich milder Winter und die gesicherte Versorgung mit Flüssigerdgas sorgten im ersten Quartal für eine Entspannung an den europäischen Großmärkten für Energie. Auch die Wiederinbetriebnahme etlicher französischer Kernkraftwerke nach sehr langwierigen Wartungsarbeiten trug zur Preisstabilisierung bei. Wegen der Fertigstellung deutscher LNG-Terminals rechnen Marktexperten mit einer weiteren Entspannung. Auch das Bundeswirtschaftsministerium erwartet eine Normalisierung des Strommarkts im zweiten Halbjahr 2023.
Fazit:  Entscheidend für weiterhin sinkende Strompreise 2023 ist eine Stabilisierung am Gasmarkt. Reaktormängel in Frankreich bleiben ein Risikofaktor für die Strompreisentwicklung 2023.

Aktuelle Strompreis-Angebote 2023
1.600
2.400
3.200
4.000
Eigener Verbrauch
kWh

News zur Strompreisentwicklung

Große regionale Unterschiede bei den Strompreisen

[09.05.2023] Durch den Ansieg der Börsenstrompreise, müssen auch deutsche Verbraucher deutlich mehr für Ihren Strom zahlen. Doch die Preise sind deutschlandweit unterschiedlich. Aufgrund von Steuern und Abgaben gibt es teilweise erhebliche Unterschiede innerhalb der Bundesländer. In Hessen und Bayern zahlten Stromkunden von März 2022 bis März 2023 mit 43 Cent pro kWh den niedrigsten durchschnittliche Strompreis. Familien in Norddeutschland mussten am meisten zahlen. In Schleswig-Holstein wurden im Durchschnitt bei 47 Cent pro kWh verlangt und in Mecklenburg-Vorpommern kostete Strom durchschnittlich 45 Cent pro Kilowattstunde.

Strompreise, Deutschland FR.DE

Hohe Strompreise Auslöser für Inflation

[05.05.2023] Die Strompreise für private Verbraucher iund Unternehmen in Deutschland sind im letzten Jahr stark gestiegen. Die Entlastungen durch den Staat haben das Ausmaß der Entwicklung reduziert (Dezember-Soforthilfe, Reduzierung des Umsatzsteuersatzes, Wegfall EEG-Umlage) doch die Preisanstiege bei Strom und Gas seien verantwortlich für die aktuell hohe Inflation in Deutschland. Auch die steigenden Verbraucherpreise resultierten aus den hohen Energiekosten. Zu dem Schluss kommt das Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung.

Strompreis Entwicklung tagesschau

Strompreise 2023 - viele Stromkunden zahlen drauf

[28.04.2023] Obwohl die Großhandelspreise für Energie seit Monaten sinken, kommen die gesunkenen Strompreise oft nicht bei den Endkunden an. Der Analyse eines Vergleichsportal zufolge liegen 82% aller Grundversorgungstarife [GV] über dem staatlichen veranlassten Preisdeckel von 40 Cent pro Kilowattstunde. Im deutschlandweiten Schnitt liegt der GV-Preis bei 44 Cent|kWh. Damit übernimmt der Staat pro Grundversorgungskunde circa 100 € bei den Stromkosten. Würde der Kunde den Stromvertrag wechseln, könnten zusätzlich fast 280 € pro Jahr gespart werden.

strompreise, 2023 tagesschau, Verivox

Rückblick: Strompreisentwicklung seit 2000

Der durchschnittliche Strompreis für Privathaushalte in Deutschland ist seit dem Jahr 2000 von 13,94 auf 46,91 Cent pro Kilowattstunde in 2023 gestiegen. Das entspricht einer Steigerung von 37% beziehungsweise 10% pro Jahr. Der größte Preissprung waren im letzen Jahr zu verzeichnen. Von 2022 bis 2023 ist der durchschnittliche Strompreis für Verbraucher um 26% von 37,14 auf 46,91 Cent gestiegen. In diesen 46,91 Cent sind die Kosten für Stromerzeugung, Netzentgelte, sowie alle Steuern und Abgaben enthalten.

Die Steuern, Abgaben und Umlagen haben sich seit 2000 mehr als verdoppelt [von 5,19 auf 12,57 Cent] und machen 2023 als Kostenblock „staatlichen Belastungen“ 27% des Strompreises aus. Auf Netzentgelte entfallen 20% und die verbleibenden 53% bekommt der Stromanbieter für die Bereitstellung der Energie. Dieser Kostenblock ist im vergangenen Jahr um 79% gestiegen.

Strompreisentwicklung Deutschland 10 Jahre

Jahr
Strompreis Cent/kWh
Steuern, Abgaben, Umlagen
Netz- entgelte
Strom- erzeugung
202346,9127%20%53%
202237,1439,3%21,8%38,9%
202131,8951,4%24,5%24,1%
202031,4752,4%25,1%22,4%
201930,4352,5%24,3%23,2%
201829,4254,3%24,7%21%
201729,1655%26%19%
201628,7054%24%22%
201528,8052%23%25%
201429,1452%23%25%

Entwicklung des Strompreises im 10-Jahres-Verlauf

Die Strompreise für private Verbraucher in Deutschland waren Anfang 2023 so hoch wie nie zuvor. Zahlten Haushalte 2021 im noch Schnitt 31,89 Cent pro Kilowattstunde, sind es Anfang des Jahres bereits 46,91 Cent. Hauptgrund für den Anstieg von 47% sind die stark gestiegenen Beschaffungskosten. Die Nachfrage nach Energie stieg mit dem Ende der Coronabeschränkungen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verteuerte sich die Kosten der Stromerzeugung aus Gas und Kohle, was sich in extremen Preissprüngen an den Strombörsen widerspiegelte. Nun hat nicht jede Preisschwankung an der Börse Einfluss auf den Verbraucherpreis, doch die Probleme am Energiemarkt führten bereits jetzt zu einem Preisanstieg für den Kostenblock „Strombeschaffung und Vertrieb“ von 222%. Berechneten die Versorger im Januar 2021 noch 7,70 Cent für die Kilowattstunde, waren es zu Jahresbeginn 2023 bereits 24,82 Cent.

Strompreisentwicklung bis 2023 Chart Grafik: Strompreisentwicklung in Deutschland: Chart 10 Jahre bis 2023

Tabelle: Entwicklung der Strompreise, 10 Jahre [bis 2023]

Bestandteile des Strompreises2014201520162017201820192020202120222023
Beschaffung, Vertrieb7.387.056.265.716.207.097.517.7014.4024.82
Netzentgelt6.636.747.017.517.297.397.757.808.089.52
Steuern15.1314.9115.5316.0615.9715.9816.5516.3914.5912.57
Mehrwertsteuer4.654.584.604.674.714.865.085.095.927.49
Konzessionsabgabe1.661.661.661.661.661.661.661.661.661.66
EEG-Umlage6.246.176.356.886.796.416.763.723.72
KWK-Aufschlag0.180.250.450.440.350.280.230.250.380.36
StromNEV-§190.090.240.380.390.370.310.360.430.440.42
Offshore-Netzumlage0.25-0.050.04-0.030.040.420.420.400.420.59
AbLa Umlage0.010.010.010.010.010.010.01
Stromsteuer2.052.052.052.052.052.052.052.052.052.05
Summe29.1428.7028.8029.2829.4730.4631.8131.8937.0746.91

So setzt sich der Strompreis pro Kilowattstunde zusammen

Für Private Haushalte setzt sich der Strompreis aus 3 Hauptkomponenten zusammen: Erzeugerkosten, Netzentgelten, Steuern & Abgaben. Alles zur Strompreiszusammensetzung 2023

Strompreiszusammensetzung 2023

PreisbestandteilPreis pro kWhProzent
Stromerzeugung24,82 ct53%
Netzentgelte9,52 ct20%
Steuern und Abgaben12,57 ct27%
im Detail
Stromsteuer2,05 ct4,2%
Mehrwertsteuer7,49 ct16%
Sonstige Abgaben: KWK, § 19, AbLa -,3,03 ct6,3%

Das Wichtigste zur Strompreisentwicklung 2022

Mehrere Komponenten spielen bei der Entwicklung der Strompreise eine Rolle:

  • Ende der EEG-Umlage zum 01.Juli 2022 [Entlastung um 4,43 Cent|kWh brutto]
  • Die Strompreise an der Strombörse steigen rasant nach Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine.  Die Folgen des Kriegs [Embargo, Sanktionen] werden die Verbraucherpreise  weiter nach oben treiben.
  •  In KW34 [August] kostete die Megawattstunde im Schnitt 586 € an der Leipziger Strombörse. Ein Plus von 551% zum Vorjahr [KW34/21 = 90€, EEX Day Ahead]
  • Nachfrage nach fossiler Energie [insbesondere Kohlestrom] zieht an, was bei steigenden Preisen für CO2-Zertifikate wiederum die Strompreise nach oben treibt
  • 8 Stromanbieter sind breits insolvent, einige Versorger stellen Belieferung ein. [Alles zum Lieferstopp bei Stromio]
  • Für Juni bis Oktober haben Stromversorger in 559 Fällen Preiserhöhungen angekündigt. Betroffen sind rund 8,1 Millionen Haushalte. Im September betragen die Erhöhungen im Schnitt 47,5 %.
  • Stichtag für eine Preisveränderung zum 1. November 2022 ist der 3. Oktober [bzw. 20.September 2022 bei Grundversorgungsvertrag]
  • Mehr als die Hälfte aller Grundversorger [540] hat neue Tarife ausschließlich für Neukunden eingeführt. Preise sind durchschnittlich 65% höher als in der „normalen Grundversorgung“.
Quellen: EEX, Ispex, Energy Brainpool, Energy-Charts.de, BNetzA, Agora EW, Check24, Verivox

Strompreis 2022

PreisbestandteilPreis pro kWh
Stromerzeugung14,46 ct
Netzentgelte8,08 ct
Steuern + Abgaben
EEG-Umlage3,72 ct
Stromsteuer2,05 ct
MWSt.5,93 ct
Sonstige2,89 ct

strompreis zusammenstzung 2022

Auswirkungen der Energiekrise auf die Strompreise.Newsletter-Abo

 

Strompreisentwicklung: Stark steigende Strompreise erwartet

Die Strompreise für private Verbraucher in Deutschland waren Anfang 2022 so hoch wie nie zuvor. Zahlten Haushalte im Jahr 2021 im noch Schnitt 31,89 Cent pro Kilowattstunde, waren es im April 2022 bereits 37,1 Cent. Tendenz trotz Streichung der EEG-Umlage weiter steigend. Hauptgrund für den Preissprung sind die enorm gestiegenen Beschaffungskosten. Gründe hierfür gibt es reichlich:

Preistreiber Nummer 1 ist die Strompreisentwicklung an der Strombörse. Die Großhandelspreise an der Strombörse steigen seit Beginn letzten Jahres, doch ab September hat das Tempo rasant zugenommen. Für langfristige Stromlieferungen hat sich der Preis in nur 12 Monaten verfünffacht, kurzfristig gekaufter Strom war an manchen Tagen sogar mehr als 10 Mal so teuer.

Im März 2022 kostete Strom im Schnitt mehr als 253 Euro pro Megawattstunde [25 Cent|kWh]. Das ist eine Verteuerung von 438% zum März 2021, als dieselbe Menge nur 47 Euro kostete.

Energie-Experten gehen nicht mehr von einer kurzzeitigen Schwankung aus, denn zwei maßgebliche Faktoren für die Strompreisentwicklung werden in absehbarer Zeit keine Entspannung bringen. Der Strompreis wird besonders stark durch die angespannte Situation am Gasmarkt beeinflusst. Die Gasspeicher leeren sich jahreszeitbedingt, die Nachfrage auf dem Gasmarkt bleibt weiter stark und die Liefermengen aus Russland weiter gering, da der Beginn der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 ausgesetzt ist.
Das treibt den Gaspreis und verteuert damit die Stromgewinnung aus Gas [Anteil Strommix 10%, Stand 05|2022].

co2 preis zertifikate 2022
Preisentwicklung CO2-Zertifikate 2022 Quelle: First Energy

Preistreiber Nummer 2 ist die CO2-Abgabe. Wenn Gas zu teuer ist und weniger Erneuerbare Energien produziert werden, müssen emissionsintensive Energien einspringen [z.B. Braunkohle, Stommix Anteil 21%], um die Stromlücke zu schließen. Das verteuert den Strom aufgrund der CO2-Abgabe. Bei der hohen Nachfrage kletterte der Preis für CO2-Emissionszertifikate auf immer neue Rekordhöhen und bewegt sich zwischen von 80 – 100 Euro je Tonne.

Preistreiber Nummer 3 sind die Netzentgelte. Die Preise bei den 4 Übertragungsnetzbetreibern steigen 2022, doch die Erhöhungen variieren stark zwischen 0,5% bei Tennet bis hin zu 20% bei Amprion. Für knapp 90% aller Postleitzahlengebiete liegen nun die  Netznutzungsentgelte Strom für das Jahr 2022 vor. Die Tendenz zeigt eine Steigerung von 4% im bundesdeutschen Durchschnitt. Netzentgelte nach Bundesland 2022

Weitere Abgaben und Umlagen beim Strompreis: Die Umlage zur Förderung für KWK-Anlagen steigt im kommenden Jahr um 49% auf 0,378 Cent/kWh  [aktuell 0,254 Cent/kWh].

Wie stark wirkt sich die Strompreisentwicklung an der Börse auf Privathaushalte aus?

Zur besseren Einordnung der aktuellen Strompreisentwicklung an der Börse sollten private Stromkunden wissen, dass der Haushaltsstrompreis aus 3 Komponenten besteht. Der Energiebeschaffungspreis machte Anfang 2022 knapp ein Drittel [35,6%] des Endkundenpreises aus. [roter Anteil in der Grafik]. Den Betrag, den Stromanbieter für die Strombeschaffung Anfang 2022 berechnen, lag durchschnittlich bei 12,34 Cent je Kilowattstunde und das genau ist der Anteil, auf den die Börsenpreise Einfluss haben. Dieser Preis stieg am EPEX Spot Markt im Dezember auf 22 Cent pro Kilowattstunde. Muss ein Stromanbieter die benötigte Menge Strom für diesen Preis an der Börse einkaufen, wird er ihn weiter berechnen.

Der Strompreis für private Haushalte beinhaltet 2022 zusätzlich noch  39% Steuern und 21% Netzentgelte.

Artikel: Stromhandel in Deutschland: So funktionieren Strommarkt und Strombörse

Auswirkungen der CO2-Abgabe auf die Strompreisentwicklung

Die CO2-Preise sind einer der Preistreiber des Strompreises. Durch die Zertifikate für den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 wird die Stromproduktion mit fossilen Brennstoffen teurer. Bei einem Zertifikatspreis von zum Beispiel 50 Euro steigen die Erzeugungskosten eines Gaskraftwerks um etwa 2 Cent pro Kilowattstunde, bei einem Steinkohlekraftwerk sind es etwa 4 Cent und bei einem Braunkohlekraftwerk sogar fast 6 Cent [Quelle: Energieökonom Andreas Löschel, Universität Münster]. Zudem verteuert der Atomausstieg die Preise kurzfristig weiter.

Fazit: So sieht die Strompreisentwicklung bis Ende des Jahres aus

Strompreiserhöhung in Deutschland Es nach einer Fortsetzung der Preissteigerungen aus. Der Ukraine-Krieg und die Sorge vor Lieferengpässen treiben die Preise am Strommarkt. Diese steigenden Großhandelspreise werden mit aller Wucht bei den Privatkunden ankommen, obwohl große Stromversorger [z.B. E.on] Ende 2021 noch keinen Grund für Strompreiserhöhungen in 2022 sahen, da der Einkauf langfristig erfolgt und daher kurzfristige Schwankungen keinen Einfluss haben.

In den vergangenen Monaten sind bereits 8 Stromanbieter in Schwierigkeiten geraten. Insolvenz angemeldet haben Neckermann Strom, Smiling Green Energy, Dreischtrom, Lition Energie , Otima Energie und Fulminant Energie. Stromio und Grünwelt haben die Belieferung ihrer Kunden eingestellt.

Die weiter steigenden Strompreise im Großhandel und die Verteuerung für CO2-Zertifikate werden zu einem weiteren Anstieg der Stromkosten für Haushalte und Unternehmen führen. Um den Anstieg der Strompreise etwas dämpfen, sollen die Einnahmen aus der CO2-Steuer zurück an die Verbraucher fließen. Die Abschaffung der EEG-Umlage wird den Preis um weitere 4,4 Cent zum 1. Juli 2022 mindern. Doch der Spareffekt durch den Wegfall der EEG-Umlage wird für viele Kunden schnell verpuffen, denn es wurden bereits weitere Erhöhungen für Ende des Jahres angekündigt.

Gaspreisentwicklung 2023

Aktuelle Strompreise in Deutschland
1.600
2.400
3.200
4.000
Eigener Verbrauch
kWh

Zum Archiv: Strompreisentwickung in Deutschland, Jahre 2015-2021