Die Bundesregierung hat ein neues Strompreis-Entlastungspaket für 2026 beschlossen. Doch während die Industrie profitiert, spüren viele kleine Unternehmen und private Haushalte die Entlastung nur sehr schwach.
→ Senkung der Stromsteuer: auf EU-Mindestsatz, gilt nur für die Industrie, nicht für Privathaushalte.
→ Zuschüsse zu den Netzentgelten: gilt auch für kleinere Unternehmen und private Haushalte.
Ab 2026 sinkt die Stromsteuer für die Industrie (Produktionsgewerbe, Landwirtschaft, Forstwirtschaft) dauerhaft auf das EU-Mindestmaß. Damit sollen etwa 600.000 Unternehmen, darunter viele Mittelständler (z. B. Bäckereien, Handwerker, industrielle Betriebe), entlastet werden.
Durch den Zuschuss bei den Netzentgelten sollen die Strompreise für private Verbraucher und kleine Gewerbe laut Bundesregierung im Schnitt um rund 2 Cent pro Kilowattstunde (kWh) sinken. Klingt nach viel, ist aber deutlich weniger als die im Koalitionsvertrag versprochenen 5 Cent – und selbst diese 2 Cent werden nicht überall ankommen.
Mehr Informationen zu: Strompreiszusammensetzung, Netzentgelten, Strompreisentwicklung
Netzentgelte machen aktuell etwa 28 % des Strompreises aus und sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Der Bund unterstützt die vier großen Übertragungsnetzbetreiber ab 2026 jährlich mit 6,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds, um die Netzentgelte zu stabilisieren: Amprion, 50Hertz, TenneT und TransnetBW.
Die Idee: Diese Milliarden sollen die Netzentgelte dämpfen und so die Strompreise für alle senken. Über die regionalen Verteilnetzbetreiber (über 800 in Deutschland) soll der Effekt schließlich auch bei den Haushalten und Unternehmen ankommen.
Das Wirtschaftsministerium rechnet für private Kunden mit einer Entlastung von 1,3 bis 2,4 Cent/kWh. Für einen Vier-Personen-Haushalt entspricht das 60 bis 70 Euro im Jahr. Aber: Die Höhe der Entlastung hängt stark vom Wohnort ab – und ob der Energieversorger die Entlastung überhaupt weitergibt, denn eine Verpflichtung dazu gibt es nicht, nur einen Appell der Ministerin.
Die Grünen-Fraktion im Bundestag stellte eine kleine Anfrage an die Bundesregierung. Ergebnis: Die Entlastungen fallen je nach Region sehr unterschiedlich aus. Die Bundesnetzagentur hat für 5 Netzgebiete exemplarisch die Entlastung errechnet:
Hier profitieren Haushalte am stärksten von evtl. sinkenden Netzentgelten:
Avacon (Nordwest): -2,58 ct/kWh
Hamburger Energienetze (Norden): -2,38 ct/kWh
Geringere Entlastungen könnten hier erwartet werden:
E.DIS (Nordost): -1,27 ct/kWh
Bayernwerk (Süden): -1,36 ct/kWh
SWM (Süden): -1,48 ct/kWh
Je nach Netzgebiet schwankt also, wie viel wirklich ankommt.
Für private Haushalte heißt das: Ab 2026 gibt es zwar eine spürbare, aber eher überschaubare Entlastung bei den Strompreisen. Wer im „richtigen“ Netzgebiet wohnt, spart am meisten. Wer Pech hat, bekommt nur die Hälfte. Und solange Energieversorger nicht verpflichtet sind, die Entlastung voll durchzureichen, bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
Karte der Stomnetzbetreiber in Deutschland (ene’t)
direkte Entlastung von Stromkunden durch Senkung der Stromnetzentgelte 2026 (Gesetzesentwurf)
Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro aus Bundesmitteln zur Dämpfung der Übertragungsnetzentgelte pro Jahr (insgesamt 26 Mrd.)
Mittel stammen aus dem Klima‑ und Transformationsfonds (KTF), Entlastung für Folgejahre
Schätzungen zufolge könnte das Netzentgelt um 1 bis 2 Cent pro kWh sinken (im Bundesdurchschnitt)
Reduzierung der Netzentgelte individuell. Hängt von regionaler Erzeugung, vom Verbrauch des Haushalts und der Netzstruktur ab.
MwSt-Effekt: auf Netzentgelt wird Mehrwertsteuer erhoben, sodass die tatsächliche Endpreis-Entlastung höher ausfällt.
Weitergabe an Kunden ist nicht garantiert: Energieversorger sind zur Weitergabe der Zuschüssen an Kunden nicht verpflichtet, da es sich nicht um eine “Steuersenkung” handelt.
Entlastung durch die Senkung der Netzentgelte ist ab 2026 geplant
Quellen: BMWE, ZfK, BDEW, ZDF, Verivox
Thema | Eckdaten |
---|---|
Zuschuss 2026 | 6,5 Mrd. €, evtl. jährlich ab 2026 |
Finanzierung | Klima‑ und Transformationsfonds (KTF) |
Verringerung Netzentgelt | 1 - 2 Ct/kWh |
Haushaltsersparnis | 24 € bis 48 € pro Jahr (2-Personen-Haushalt), Ersparnis individuell |
Verteilung | regional unterschiedlich, besonders entlastet: Regionen mit hohen Netzentgelten |
Quelle | Geschätzte Entlastung |
---|---|
Energiepol. Sprecher CDU (Andreas Lenz) | ca. 2 Ct/kWh |
Bundesfinanzministerium | 1,3 – 2,4 Ct/kWh |
Verivox | 1,6 Ct/kWh |
BDEW‑Berechnung | 1,3 Ct/kWh |
Entlastungseffekt | Entlastung 2 Personen mit 2.400 kWh p.a. | Entlastung 4 -Personen mit 4.000 kWh p.a. |
---|---|---|
1,0 Cent/kWh | 24 Euro | 40 Euro |
1,3 Cent/kWh | 31 Euro | 52 Euro |
1,6 Cent/kWh | 38 Euro | 64 Euro |
2,0 Cent/kWh | 48 Euro | 80 Euro |
2,4 Cent/kWh | 58 Euro | 96 Euro |